Homöopathie ist sicher und kann helfen, Nebenwirkungen zu vermeiden
Für die Behauptung, Homöopathie sei wegen einer möglichen Unterlassung anderer Maßnahmen gefährlich, gibt es in der Literatur keine Belege. Andererseits bietet die konventionelle Behandlung nicht nur Chancen, sondern häufig auch ein nennenswertes Risikopotenzial für (toxische) Nebenwirkungen. Diese können durchaus erheblich sein. Homöopathie ist im oben genannten Sinne nicht nur sicher, sondern durch den qualifizierten Einsatz homöopathischer Arzneimittel können Nebenwirkungen konventioneller Medikamente und deren Folgen reduziert werden.
Dieser Beitrag ist die verkürzte Version eines Artikels, der erstmals bei www.homoeopathie-heute.de mit etwas verändertem Inhalt veröffentlicht wurde
Gefahr durch Unterlassung?
Kritiker der Homöopathie behaupten, von der Homöopathie gehe eine Gefahr aus, da zu Gunsten einer homöopathischen Behandlung andere Maßnahmen, die Schäden abwenden könnten, verschleppt oder gar unterlassen werden.
Dies ist theoretisch durchaus denkbar – allerdings gibt es außer anekdotischen Berichten keine Daten aus systematischen Erhebungen, die diese Annahme stützen (2). Dies dürfte der Grund dafür sein, warum Kritiker zwar behaupten, Homöopathie sei gefährlich, aber keine Nachweise für ihre Behauptung präsentieren (können).
Übertragen wir die oben genannte Argumentation auf andere medizinische Maßnahmen, könnte prinzipiell jede Intervention in diesem Sinne als gefährlich eingestuft werden. Jede medizinische Maßnahme birgt bei falschem Einsatz die Gefahr, dass Menschen zu Schaden kommen, weil andere notwendige Behandlungsmaßnahmen unterbleiben.
Wird in Bezug auf die Homöopathie mit zweierlei Maß gemessen?
Wenn ein Arzt einem Patienten mit Verdacht auf durchgebrochene Blinddarmentzündung ein Schmerzmittel verschreibt anstatt ihn einer dringend angezeigten Operation zuzuführen – halten wir dann Schmerzmittel für grundsätzlich gefährlich? In diesem Beispiel lasten wir die falsche Entscheidung dem Arzt im Sinne eines individuellen Behandlungsfehlers an. Hätte er eine homöopathische Arznei verordnet, ist es dann gerechtfertigt der Homöopathie vorzuwerfen, sie sei gefährlich? Plakativ gefragt, was kann eine Methode dafür, wenn ein Therapeut sie bei der falschen Indikation einsetzt?
Abwägen von Nutzen und Risiken
Mit der einseitigen Warnung vor den Gefahren der Homöopathie wird offensichtlich ausgeblendet, dass die konventionelle Behandlung nicht nur Chancen, sondern auch ein nennenswertes Risikopotenzial für (toxische) Nebenwirkungen mit sich bringt. Letztlich kommt es bei der Entscheidung, welche Behandlung gewählt wird, auf die Abwägung von möglichem Nutzen und potentiellen Risiken an. Einige Fakten illustrieren, dass die Risiken durchaus erheblich sein können:
a.
Nebenwirkungen medizinischer Maßnahmen sind in den USA die dritthäufigste Todesursache (6, 7, 8). Konkrete Daten zur Zahl der Menschen, die in Deutschland durch medizinische Interventionen geschädigt werden oder gar sterben, sind rar (9). Es ist nicht immer zulässig, Studiendaten auf einen anderen Kontext zu übertragen. Es wurde mit aller Vorsicht berechnet, dass auf der Basis der bekannten Daten knapp 60.000 Menschen in Deutschland jährlich durch Nebenwirkungen medizinischer Maßnahmen sterben (10).
b.
Eine kürzlich publizierte Studie, durchgeführt am Universitätsklinikum Liverpool (England) stellt fest, dass 16,5 % aller internistischer Krankenhausaufnahmen ursächlich durch Nebenwirkungen begründet sind (11, 12). Übertragen wir die Daten dieser Studie auf Deutschland, erneut mit Vorsicht und Bedenken, finden wir bestätigt: Der Tod durch Nebenwirkungen konkurriert auch in Deutschland mit Krankheiten des Atmungssystems um Platz 3 in der Todesursachenstatistik (nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs) (13).
c.
Nach Berechnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erleiden in Ländern mit hohem Einkommen 10% der Patienten während der Krankenhausbehandlung einen Schaden (16). Knapp 17 Millionen Menschen werden in deutschen Krankenhäusern jährlich behandelt. 15 % der gesamten Krankenhausaktivitäten und –ausgaben sind eine direkte Folge (17).
e.
Die Entdeckung des Penicillins durch den schottischen Mikrobiologen Sir Alexander Fleming gilt zu Recht als einer der größten Erfolge der modernen Medizin (18). Penicillin und andere Antibiotika sind hoch wirksame Medikamente gegen schwere Infektionen durch Bakterien. Viele dieser Infektionen, die früher tödlich verliefen, haben durch Antibiotika ihren Schrecken verloren. Bakterien können sich allerdings auf kreative Art und Weise durch die Entwicklung von Abwehrmechanismen vor Antibiotika schützen (Antibiotikaresistenz). Der wichtigste Anstoß für die Ausbildung und Verbreitung von Resistenzen ist der zu häufige und oft unnötige Einsatz von Antibiotika (18, 19). Experten gehen bei konservativer Schätzung davon aus, dass aufgrund der sich verschlechternden Resistenzlage allein in Deutschland circa 12.000 Menschen jährlich sterben (19).
d.
85 % der 26 größten Firmen der pharmazeutischen Industrie mussten in den Jahren 2003 – 2016 insgesamt über 30 Milliarden US Dollar an Strafzahlungen für illegale Aktivitäten leisten. Darunter sind auch Firmen aus Deutschland. Die Gründe, wie zum Beispiel Vermarktung von Medikamenten für nicht zugelassene Indikationen, Provisionszahlungen an Ärzte für die Verordnung, irreführende Vermarktungsstrategien oder das Verschweigen von negativen Studienergebnissen, können nicht nur das Vertrauen in die Integrität der Arzneimittelhersteller untergraben, sondern auch zu gravierenden Schäden bei Betroffenen führen (20).
Homöopathie kann helfen, Nebenwirkungen zu vermeiden
Homöopathie ist im oben genannten Sinne nicht nur sicher, sondern durch den qualifizierten Einsatz homöopathischer Arzneimittel können einige der o.g. Folgen von Nebenwirkungen reduziert werden.
a.
Antibiotika werden bei Infekten der Atemwege häufig verordnet – oft unnötig und ohne relevanten Nutzen (21 – 24). Übereinstimmende Daten aus Studien zeigen, homöopathisch behandelte Patienten mit Infekten der Atemwege benötigen selten Antibiotika, die Besserung beginnt rascher und die Nebenwirkungen der Therapie (beispielsweise mit Antibiotika) lassen sich vermeiden (25, 26). Der Einsatz homöopathischer Arzneimittel sollte Teil einer umfassenden Strategie gegen die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen sein, Homöopathie könnte somit Leben retten.
b.
Eine große Studie mit über 1.000 Teilnehmern fand heraus, dass sich durch eine homöopathische Behandlung von Patienten mit Beschwerden des Bewegungsapparates etwa die Hälfte von nebenwirkungsträchtigen entzündungshemmenden Medikamenten einsparen lässt. Diese erspart nicht nur Leid, sondern kann auch helfen, Kosten im Gesundheitswesen zu reduzieren (27, 28).
Im Übrigen: Der Blick auf mögliche Schäden durch Nebenwirkungen ist kein Plädoyer gegen konventionelle Maßnahmen. Es gilt allerdings das Bewusstsein für die Risiken von Medizin zu schärfen (29) und die vermeintlich große Gefahr durch Homöopathie zu relativieren (30). Es sei ebenfalls daran erinnert, dass nur eine transparente und verständliche Aufklärung, auch über die Risiken von Therapien, Betroffenen eine „Informierte Entscheidung“ ermöglicht (31 – 34). Die kann durchaus unterschiedlich ausfallen – aus guten Gründen auch für eine homöopathische Behandlung.
Fazit:
Gefahren durch Homöopathie sind nicht das Problem im Medizinsystem – im Gegenteil, Homöopathie kann Teil einer Lösung für etliche Probleme sein. Denn Studiendaten belegen, Homöopathie
- ist wirksam,
- kann helfen Antibiotika einzusparen und
- sie kann helfen die hohe Zahl von Nebenwirkung sowie
- deren Folgekosten zu reduzieren.
Unsere Quellen
(1)
Posadzki et al: Adverse effects of homeopathy: a systematic review of published case reports and case series. International Journal of Clinical Practice; Volume 66, Issue12, December 2012, Pages 1178-1188
(2)
Hamre, H.J., et al: Wissenschaftliches Gutachten zum Antrag V-01 „Echter Patient*innenschutz: Bevorteilung der Homöopathie beenden!” Antrag zur Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis90/Die Grünen am 15.-17. November 2019 in Bielefeld; Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische Methodologie an der Universität Witten/Herdecke (Zugriff: Sept 2022)
(3)
Berger: Wirksamkeit der Homöopathie in Studien – Übersicht und Beispiele. Okt. 2021.
www.homoeopathie-heute.de/aktuelles-archiv/2020/wirksamkeit-der-homoeopathie-in-studien-uebersicht-und-beispiele/(Zugriff: Sept 2022)
(4)
Kantar TNS: Studie zur Einstellung der Deutschen zu medizinischen Therapie-formen und Arzneimitteln. Repräsentative Befragung der Bevölkerung, 2018
www.dhu.de/download/Studie-Kantar-Charts-Presse-21.07.18.pdf (Zugriff: Sept 2022)
(5)
ZEIT Umfrage: Bevölkerung steht zur Homöopathie als Kassenleistung. Juli 2022
www.homoeopathie-online.info/ja-zur-kassenleistung/ (Zugriff: Sept 2022)
(6)
Makary et al: Medical error – the third leading cause of death in the US. BMJ 2016; 353: i2139.
(7)
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V: Schutz vor Über- und Unterversorgung – gemeinsam entscheiden. S2e-Leitlinie, AWMF-Register-Nr. 053-045, DEGAM-Leitlinie Nr. 21(siehe Seite 10)
(8)
Deutsches Ärzteblatt: US-Studie: Medizinische Irrtümer dritthäufigste Todesursache. www.aerzteblatt.de/nachrichten/66550/US-Studie-Medizinische-Irrtuemer-dritthaeufigste-Todesursache (Zugriff: Sept 2022)
(9)
Kerbl: Fehlmedikation bei Kindern und Jugendlichen – ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsrisiko. Monatsschrift Kinderheilkunde 2, 101, 2015
(10)
Schurrer et al: Zur Häufigkeit und Vermeidbarkeit von tödlichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Internist 2003, 44, 889–895
(11)
Osanlou et al: Adverse drug reactions, multimorbidity and polypharmacy: a prospective analysis of 1 month of medical admissions. BMJ Open 2022;12:e055551.
(12)
Vermehrt stationäre Aufnahmen aufgrund von Nebenwirkungen? Der Arzneimittelbrief; Jg. 56, S. 64DB01; Ausgabe 08 / 2022
(13)
Statistische Bundesamt: Todesursachen.
www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/
_inhalt.html (Zugriff: Sept 2022)
(14)
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: ADRED – Unerwünschte Arzneimittelwirkungen, die zu Krankenhausnotfallbehandlungen führen: Ursachenanalyse und Anteil vermeidbarer Medikationsfehler. www.bfarm.de/DE/DasBfArM/Aufgaben/Forschung/Pharmakogenomik/_node.html (Zugriff: Sept 2022)
(15)
Schurig et al: Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW)in der Krankenhaus-notaufnahme. Prävalenz von UAW-Verdachtsfällen in vier Notaufnahmezentren in Deutschland. Deutsches Ärzteblatt, Jg. 115, Heft 15, 13. April 2018
(16)
World Health Organization: Patient Safety. 13. September 2019
www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/patient-safety (Zugriff: Sept 2022)
(17)
Slawomirski et al: THE ECONOMICS OF PATIENT SAFETY. Strengthening a value-based approach to reducing patient harm at national level. OECD, march 2017. www.oecd.org/els/health-systems/The-economics-of-patient-safety-March-2017.pdf (Zugriff: Sept 2022)
(18)
Berger: Europäischer Antibiotika-Tag 2018 – Experten schlagen Alarm. Nov. 2018
www.homoeopathie-heute.de/informiert-entscheiden/2018/europaeischer-antibiotika-tag-2018-experten-schlagen-alarm/(Zugriff: Sept 2022)
(19)
Kampf gegen Antibiotikaresistenzen. Die stille Pandemie. Deutsches Ärzteblatt, Jg. 119, Heft 29, 30, 25. Juli 2022
(20)
Arnold et al: Financial Penalties Imposed on Large Pharmaceutical Firms for Illegal Activities. JAMA, November 17, 2020, Volume 324, Number 19
(21)
Kenealy et al: Antibiotics for the common cold, an infection of the upper respiratory tract. Cochrane review, June 2013.
www.cochrane.org/CD000247/ARI_antibiotics-for-the-common-cold-an-infection-of-the-upper-respiratory-tract (Zugriff: Sept 2022)
(22)
Arroll et al: Antibiotics for the common cold. Review Cochrane Database Syst Rev. 2000.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10796517/
(23)
Atemwegsinfektionen: US-Leitlinie gibt Tipps für einen sparsameren Antibiotika-Einsatz. Deutsches Ärzteblatt, Jan. 2016.
www.aerzteblatt.de/nachrichten/65458/Atemwegsinfektionen-US-Leitlinie-gibt-Tipps-fuer-einen-sparsameren-Antibiotika-Einsatz (Zugriff: Sept 2022)
(24)
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin: Halsschmerzen. S3-Leitlinie, AWMF-Register-Nr. 053-010 DEGAM-Leitlinie Nr. 14
(25)
Grimaldi-Bensouda, L. et al: Management of upper respiratory tract infections by different medical practices, including homeopathy, and consumption of antibiotics in primary care: the EPI3 cohort study in France 2007- 2008. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/246465 (Zugriff: Sept 2022)
(26)
DZVhÄ: Homöopathie im Kontext von Antibiotika-Verschreibungen und Resistenzen. Feb. 2019.
www.dzvhae.de/homoeopathie-im-kontext-von-antibiotika-verschreibungen-und-resistenzen/ (Zugriff: Sept 2022)
(27)
Rossignol M., Begaud, B., Engel, P., Avouac, B., Lert, F., Rouillon, F., Bénichou, J., Massol, J., Duru, G., Magnier, A.M.,Guillemot, D., Grimaldi-Bensouda, L. & Abenhaim, L. (2012): Impact of Physician Preferences for Homeopathic or Conventional Medicines on Patients with Musculoskeletal Disorders: Results from the EPI3-MSD Cohort. In: Pharmacoepidemiol Drug Saf,. 21(10): 1093-101
(28)
Behnke: Vorteile der Homöopathie für Patienten und das Gesundheitssystem. Carstens-Stiftung, Sept. 2017.
www.carstens-stiftung.de/artikel/vorteile-der-homoeopathie-fuer-patienten-und-das-gesundheitssystem.html (Zugriff: Sept 2022)
(29)
Bundesministerium für Gesundheit: Aktionsplan 2016-2019 zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland – Aktionsplan AMTS 2016-2019. Aug. 2016.
www.akdae.de/fileadmin/user_upload/akdae/AMTS/Aktionsplan/Aktionsplan-2016-2020/Aktionsplan-AMTS-2016-2019.pdf (Zugriff: Sept 2022)
(30)
Hontschik: Runter vom hohen Ross. KVH-Journal 9/2017, 31
(31)
Arbeitsgruppe GPGI: Gute Praxis Gesundheitsinformation. ZEFQ, Volume 110, P85-92, January 01, 2016
(32)
Mühlhauser: Leitlinienempfehlungen und evidenz- basierte Medizin – ein Widerspruch? KVH-Journal 9/2016, 28-29
(33)
Krüger-Brand: Informiert entscheiden können. Deutsches Ärzteblatt, Jg. 109, Heft 13, 30. März 2012
(34)
Lenz et al: Entscheidungshilfen für Patienten. Deutsches Ärzteblatt, Jg. 109, Heft 22–234. Juni 2012